Häufig ist der erste Zugang zu einer Biografie ein sogenanntes Gedenkblatt.
Seit den 50er Jahren sammelt die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Namen und biographische Daten von ermordeten Juden. Das Fundament dieser Sammlung bilden die Gedenkblätter, die Überlebende und Nachkommen für ihre ermordeten Angehörigen ausfüllen. Außerdem beinhaltet die Sammlung Angaben aus zahlreichen anderen Quellen wie Gedenkbücher oder Opferlisten. In den 1990er Jahren begann Yad Vashem, die Quellen zu digitalisieren und sie in eine gewaltige Datenbank einzuspeisen. Seit 2004 ist diese Datenbank auch öffentlich über das Internet verfügbar. Sie umfasst mittlerweile Informationen zu etwa 3 Millionen unterscheidbaren Personen.
Die Shoah Related Lists Database
In anderen Fällen stammt der Name aus einer Liste mit Opfernamen aus einem bestimmten Ort oder einem Lager. Seit einigen Monaten ist ebenfalls über die Internetseite von Yad Vashem eine weitere Datenbank zugänglich, die bislang etwa 11.000 Opferlisten verzeichnet. Die Shoah Related Lists Database entspringt einem groß angelegten Projekt, das versucht, möglichst alle weltweit existierenden Listen von Opfern des Nationalsozialismus in einer großen Datenbank zu sammeln und für die Forschung zugänglich zu machen. Dieses so genannte Victims Lists Project basiert im Wesentlichen auf einer Kooperation der Gedenkstätte Yad Vashem und des United States Holocaust Memorial Museum in Washington.
Die Yizkor-Books
Ein weiterer großer Fundus für die Recherchen sind so genannte Yizkor-Books, Gedenkbücher jüdischen Ursprungs für einzelne jüdische Gemeinden in Osteuropa.
Viele davon beinhalten Listen mit den Namen der ermordeten Gemeindemitglieder, die begleitenden Texte geben zudem einen Einblick in das Leben vor der Zerstörung der Gemeinde. Die Gedenkbücher wurden von Überlebenden der Gemeinden geschrieben und in kleiner Stückzahl veröffentlicht. Die meisten sind in Hebräisch oder Jiddisch verfasst.
Die Auswahl der Personen für den Raum der Namen erfolgt nach verschiedenen Kriterien. Zum einen soll die Präsentation ebenso wie in den anderen Räumen der Ausstellung die europäische Dimension des Holocaust verdeutlichen. Dabei orientiert sich das Rechercheteam an den Opferzahlen der einzelnen Länder. Da etwa die Hälfte der ermordeten Juden aus dem damaligen Polen stammte, ist auch in etwa jede zweite Biographie in der Präsentation einem Menschen aus dieser Region gewidmet. Auch was Geschlecht, Alter, Milieu und Todesumstände betrifft, soll die Auswahl das ganze Spektrum jüdischer Lebenswelten auf der einen Seite und das Ausmaß der Verfolgung auf der anderen Seite widerspiegeln.
Die in der Quelle aufgeführten Angaben zur Person werden nun mit anderen relevanten Quellen zur Person und zum historischen Hintergrund abgeglichen. Diese Arbeit ist notwendig, da die in den Gedenkblättern und Listen gemachten Angaben den Bezeugenden oft nur vom Hörensagen bekannt sind oder erst viele Jahre später aus der Erinnerung aufgeschrieben wurden. Schon bei den Namen selbst gibt es oft erhebliche Unterschiede. So kann etwa der hebräische Name Zvi auch in seiner deutschen Form Hirsch verzeichnet sein, oder eine Frau Grün oder Grien wird von ihren im englischen Sprachraum lebenden Verwandten in der englischen Form Green buchstabiert. Das macht die Recherche häufig sehr aufwändig.
Sind alle Daten zur Person und zum historischen Hintergrund zusammengetragen und überprüft, werden die Ergebnisse in eine Datenbank eingegeben.