Wie alles begann... Eine Bürgerinitiative aus Berlin gibt den Anstoß
Von der Idee zum Holocaust Denkmal
Die Idee zum Denkmal hatte der Historiker Eberhard Jäckel, von der Publizistin Lea Rosh, Vorsitzende der Bürgerinitiative „Perspektive Berlin“, wurde sie aufgenommen und öffentlich gemacht: wir wollten den ermordeten Juden Europas – im Land der Täter – ein Denkmal setzen, an den millionenfachen Mord erinnern, die Ermordeten ehren und ihnen ihre Namen zurückgeben.
Die Initiative besaß weder Geld noch politische Machtpositionen.
Es galt, andere von der Idee zu überzeugen, Verbündete, Mitstreiter zu finden. Erster Unterzeichner des Aufrufs war Willy Brandt. Er prägte den Satz, der unser Leitsatz wurde: „Unsere Würde gebietet einen unübersehbaren Ausdruck der Erinnerung an die Ermordung der europäischen Juden“.
Bei Wind und Wetter waren wir unterwegs
Wir warben für unser Vorhaben mit Annoncen, standen bei Wind und Wetter auf der Straße, mit Unterschriftenlisten und Sammelbüchsen. Bald hatten wir 100.000 Mark und fast 10.000 Unterschriften.
Die Diskussion wurde heftiger,
unsere Position musste immer wieder verdeutlicht werden: Warum ein Denkmal ausschließlich für die ermordeten Juden? Warum nicht für mehrere/alle Opfergruppen? „Der Kern nationalsozialistischer Ausrottungspolitik war die Vernichtung des Judentums, Hitlers wichtigstes Ziel“, argumentierten wir, „die Zahl von sechs Millionen jüdischer Opfer erfordert eben ein eigenes Denkmal“.
1994 erster Wettbewerb für das Holocaust Denkmal
1994 gab es einen ersten, bundesoffenen künstlerischen Wettbewerb für ein „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“.
Der 1. Preis ging an Christine Jackob-Marcks, Hela Rolfes, Hans Scheib und Reinhard Stangl (Berlin) für ihren Entwurf, eine Namensplatte mit Vor- und Nachnamen der Ermordeten. Der damalige Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl entschied, dass dieser Entwurf nicht realisiert werden würde.
1996 für eine zweite Wettbewerbsstufe
Daraufhin wurden im Jahr 1996 für eine zweite Wettbewerbsstufe 25 Künstlerinnen und Künstler eingeladen.
Im Oktober 1997 stand das Ergebnis fest: Gewinner des Wettbewerbs waren der Bildhauer Richard Serra und der Architekt Peter Eisenman. Sie überzeugten die Jury von ihrer Idee: ein Feld mit rund 4000 Betonstelen. „In unserem Denkmal gibt es kein Ziel, kein Ende, keinen Weg, sich hinein- oder hinauszubahnen“, beschreiben Richard Serra und Peter Eisenman den Grundgedanken ihres Entwurfes. „Die Stelen bedrängen und verunsichern den Besucher. Er entscheidet selbst, wie weit er sich in dieses Feld, in diese Erinnerung hineinbegibt. Auf schwankendem Grund, eingetaucht in das Feld der Stelen, bekommt der Besucher nur einen kleinen Teil davon zu sehen. Er weiß um die Größe des Geländes, kennt vielleicht sogar die Zahl der Stelen, kann aber das gesamte Feld nicht erfassen – eine Metapher für das Unfassbare des millionenfachen Mordes an den Juden.“
Entscheidung des Deutschen Bundestages
„Eisenman II“ hieß der Entwurf, für den sich der Deutsche Bundestag am 25. Juni 1999 entschied: 2.711 Stelen, angeordnet auf einem unregelmäßig absinkenden Gelände mit einer Fläche von circa 19.000 m². Das Feld, vollständig begehbar und von allen vier Seiten zugänglich, wird vom Betrachter in seiner wellenförmigen Gestalt von jedem Punkt aus anders wahrgenommen. Am 27. Januar 2000 wurden mit der Enthüllung des Bauschildes die Bauarbeiten begonnen.
Der größte Schritt ist getan: das Denkmal steht und wirkt.
Wir hatten es geschafft: „der Staat“ hatte sich bürgerschaftliches Engagement zu Eigen gemacht und sich dazu bekannt, die im Namen des nationalsozialistischen Staates ermordeten Opfer zu ehren. Nach dem Beschluss des Deutschen Bundestages wollte die Bürgerinitiative die Idee der Bürgerbeteiligung erhalten und weiterführen. Zahlreiche Initiativen des Förderkreises wie Lesungen, Vorträge, Diskussionen, Benefizkonzerte und Spendenaktionen für den „Raum der Namen“ halten das Interesse am Denkmal wach.
Helfen Sie uns, den „Raum der Namen“ weiter zu entwickeln.