Skip to main content

21.12.2019 Leserbrief in der F.A.Z.,: "Kurswechsel im Jüdischen Museum Dr. El­vi­ra Gro­ezin­ger, Ers­te Stellv. Vor­sit­zen­de des Vor­stands Scho­lars for Peace in the Midd­le East Deut­sche Sek­ti­on, Ber­lin

Leserbrief in der F.A.Z., 21.12.2019:

"Kurswechsel im Jüdischen Museum

Der Bei­trag von Tho­mas Thiel über das Jü­di­sche Mu­se­um Ber­lin („Der Kurs­wech­sel wird zum Kraft­akt“, F.A.Z. vom 17. De­zem­ber) ist her­vor­ra­gend re­cher­chiert und in der Be­ur­tei­lung rich­tig. Ich möch­te je­doch ei­ni­ge Be­mer­kun­gen hin­zu­fü­gen:

Die in­ter­na­tio­na­le Wis­sen­schaft­ler­or­ga­ni­sa­ti­on Scho­lars for Peace in the Midd­le East und ih­re deut­sche Sek­ti­on ha­ben im Som­mer 2019 ei­ne Pe­ti­ti­on mit 500 Un­ter­schrif­ten von In­tel­lek­tu­el­len an die für das Jü­di­sche Mu­se­um Ber­lin zu­stän­di­gen Per­so­nen ge­schickt, in der auf die ne­ga­ti­ve Ent­wick­lung des Mu­se­ums un­ter Pe­ter Schä­fer als Di­rek­tor re­agiert wur­de. Als Di­rek­tor trägt er die Ver­ant­wor­tung für die Per­so­nal­po­li­tik. Er trägt auch die Ver­ant­wor­tung für die un­ter sei­nem Di­rek­to­ri­um be­trie­be­ne an­ti­is­rae­li­sche po­li­ti­sche Rich­tung des Mu­se­ums. Er hat­te da­für of­fen­bar ei­ne deut­li­che Sym­pa­thie, denn sonst hät­te er sie an sei­ner In­sti­tu­ti­on we­der zu­las­sen, för­dern noch ver­tei­di­gen kön­nen, was er aber tat.

Dass Schä­fer zu­dem vor ei­ner Ko­ope­ra­ti­on mit dem Mul­lah-Re­gime im Iran nicht zu­rück­schreck­te, ja, den Ver­tre­ter ei­nes Staa­tes, der Is­ra­el be­droht und des­sen Ver­nich­tung for­dert, per­sön­lich freund­lich emp­fing, be­weist sei­ne Hal­tung, die we­der mit dem Auf­trag der In­sti­tu­ti­on noch mit den Er­war­tun­gen der Mu­se­ums­be­su­cher ver­ein­bar war. Das Mu­se­um wur­de un­ter sei­ner Lei­tung zu ei­ner No-go-Area für sehr vie­le, nicht nur jü­di­sche, Gäs­te aus dem In- und Aus­land. Ein Kurs­wech­sel wur­de da­her un­um­gäng­lich, nicht nur we­gen der ei­nen oder an­de­ren An­ge­stell­ten, son­dern auch und ge­ra­de we­gen des Ab­drif­tens des Mu­se­ums in die an­ti­se­mi­ti­sche Ecke.

Es ist zu hof­fen, dass die neue Lei­tung die Feh­ler der Ver­gan­gen­heit nicht wie­der­ho­len und das Mu­se­um wie­der zum kul­tu­rel­len Zen­trum als Ver­mitt­ler jü­di­scher Kul­tur und Ge­schich­te ma­chen wird. Kri­ti­schen und in­tel­li­gen­ten Jour­na­lis­ten wie Tho­mas Thiel ist es sehr zu dan­ken, dass sie die Fin­ger auf die Wun­den des Ber­li­ner Kul­tur- und Wis­sen­schafts­be­triebs le­gen!

Dr. El­vi­ra Gro­ezin­ger, Ers­te Stellv. Vor­sit­zen­de des Vor­stands Scho­lars for Peace in the Midd­le East Deut­sche Sek­ti­on, Ber­lin"