27. Jan 2017: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Unsere Förderkreis Vorsitzende Lea Rosh hält Gedenkrede im Landtag Rheinland- Pfalz.
Verfolgung der Kunst- und Kulturschaffenden im Nationalsozialismus steht im Mittelpunkt.
Die Verfolgung der Kunst- und Kulturschaffenden im Nationalsozialismus ist in diesem Jahr der Themenschwerpunkt der Veranstaltungen des Landtags Rheinland-Pfalz zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Im Mittelpunkt stand die zentrale Gedenksitzung des Landtags mit der Journalistin und Publizistin Lea Rosh. Zuvor aber, am Donnerstag, 26. Januar 2017, 18:30 Uhr im Foyer des Abgeordnetenhauses, Kaiser-Friedrich-Str. 3, Mainz eröffnete der Landtag unsere Wanderausstellung "Verbrante Bücher". Sie wurde durch Landtagspräsident Hering und Lea Rosh eröffnet.
"Nie wieder Hass gegen Minderheiten"
Der rheinland-pfälzische Landtag hat der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Die Publizistin Lea Rosh erinnerte an die Gräueltaten der NS-Gewaltherrschaft und hielt einen eindringlichen Appell.
In ihrer Rede rief Lea Rosh dazu auf, nie wieder Hass gegen Minderheiten zu dulden und nie wieder wegzusehen. Das Mahnmal in Berlin sei ein Friedhof für sechs Millionen Juden, sagte die Vorsitzende des Förderkreises für das 2005 errichtete Denkmal am Holocaust-Gedenktag. "Und es ist eine Mahnung. An uns, an die Welt: Nie wieder!" Rosh erinnerte im Mainzer Landtag an drei Tage im März und September 1942, als 1.099 Mainzer Juden aus ihren Wohnungen abgeholt und in Vernichtungslager wie Piaski bei Lublin oder Theresienstadt gebracht wurden. Lea Rosh stellte die Frage, warum es keinen Widerstand, keine Hilfe gegeben habe. In anderen europäischen Ländern seien weit mehr Juden den deutschen Gewaltherrschern entkommen als in Deutschland und Österreich. Dort seien die Juden über Jahrhunderte hinweg immer nur "die Anderen" gewesen. "Luthers Antisemitismus und sein 'Zündet ihnen ihre Synagogen an' hatte bei uns eben einen tief sitzenden Nachhall", sagte Rosh.
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Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD)mahnt an, Erinnerungskulturfestzuhalten
Hendrik Hering (SPD) mahnte, dass das Erinnern an die NS-Verbrechen auch in Zukunft eine verpflichtende Aufgabe bleiben müsse. "Wer die Bedeutung dieser Erinnerungskultur herabwürdigt, der tritt unsere Demokratie mit Füßen und verhöhnt die Opfer", sagte Hering. Der thüringische AfD-Chef Björn Höcke hatte in der vergangenen Woche das Holocaust-Denkmal als "Denkmal der Schande" bezeichnet und eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" gefordert. Hering erinnerte an Menschen aus der Pfalz und Rheinhessen, die in Vernichtungslager verschleppt und ermordet wurden. Hendrik Hering rief dazu auf, der "Verrohung von Sprache" entgegenzuwirken. Wer Politiker als "Vaterlandsverräter" und Journalisten als "Lügenpresse" beschimpfe, müsse sich bewusst sein, "dass er mit dieser Wortwahl nicht nur die Gegenwart meint, sondern auch die Vergangenheit heraufbeschwört".
Stellvertretende Ministerpräsident Volker Wissing (FDP) erinnert an moralische Pflicht
Weil Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) als amtierende Bundesratspräsidentin an der zentralen Gedenkfeier in Berlin teilnahm, sprach der stellvertretende Ministerpräsident Volker Wissing (FDP) im Landtag: "Unsere Aufgabe beschränkt sich mitnichten auf das Nicht-Vergessen." Vielmehr wachse aus der Erinnerung die moralische Pflicht, für die Würde jedes einzelnen Menschen einzustehen und sie zu schützen, so Wissing. Der Gedenktag rege dazu an, zu fragen: "Tun wir dafür genug? Tun wir genug gegen Rassismus, Ausgrenzung und Versuche die Geschichte zu relativieren?"
Malu Dreyer betonte bereits am Donnerstagabend in Mainz, das unvorstellbare Leid der NS-Opfer dürfe niemals vergessen werden. "Gerade in diesen Tagen sei zu erleben, wie schmal der Grat zwischen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus verlaufe". Das zeigten "aktuelle unerträgliche Äußerungen zum Berliner Holocaust-Mahnmal und zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit".
Julia Klöckner(CDU): Gedenktag kein überkommenes Ritual
Der Gedenktag sei alles andere als ein überkommenes Ritual, erklärte Oppositionsführerin Julia Klöckner . "Auch wenn der Abstand zum Holocaust mit den Jahren zeitlich zunimmt - die Mechanismen, die zu Brutalität und Ausgrenzung gegenüber anderen führten und heute wieder dazu führen können, sind nicht überwunden." Die Christdemokratin wandte sich gegen alle, "die diese Gräueltaten relativieren, verleugnen und die historische Verantwortung Deutschlands sowie das Erinnern an die nationalsozialistische Schreckensherrschaft in Frage stellen".Der AfD-Fraktionschef Uwe Junge wird in einer Mitteilung zitiert, dass Lea Rosh in ihrer Rede "in beeindruckender Weise geschildert" habe, "welche Gräueltaten sich während der Herrschaft des Nationalsozialismus in unserem Land und in Europa ereignet haben". Für die Grünen forderte der Landesvorsitzende Josef Winkler, dass "gerade in Zeiten, in denen Geschichtsrevisionismus populär scheint", das Gedenken an alle Opfer lebendig gehalten werden müsse.
Mehr als eine Million Menschen starben in Auschwitz
Der seit 1996 bestehende Gedenktag erinnert an die Gräueltaten der Nazi-Herrschaft in der Zeit von 1933 bis 1945: an die Ermordung von sechs Millionen Juden und anderer Menschen, die wegen ihrerHerkunft, ihrer politischen Überzeugungen, ihrer sexuellen Orientierung oder wegen einer Behinderung verfolgt und getötet wurden. Am 27. Januar 1945 wurden die Menschen im deutschen VernichtungslagerAuschwitz-Birkenau von Soldaten der Roten Armee befreit. Allein in Auschwitz-Birkenau wurden mindestens 1,1 Millionen Menschen vergast, zu Tode geprügelt oder erschossen, oder sie starben an Krankheiten und Hunger.
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