Zahlreiche Besucher bei der Filmvorführung des Dokumentarfilmes „Menschliches Versagen“ vom Regisseur Michael Verhoeven

Anlässlich des 4. Jahrestages des Denkmals für die ermordeten Juden Europas lud der Förderkreis e. V. und die Stiftung herzlich zur Vorführung des Films "Menschliches Versagen" und zum anschließenden Gespräch von Lea Rosh mit dem Regisseur Michael Verhoeven ein.

Die Dokumentation "Menschliches Versagen" von Michael Verhoeven erzählt nicht nur von der Enteignung jüdischer Bürgerinnen und Bürger, sondern auch davon, dass diese Ereignisse heute noch immer vertuscht werden. Es ist ein bewegender Film. Er zeigt Tatsachen, die man kaum glauben möchte. Der Film basiert auf dem Buch von Prof. Wolfgang Dreßen: "Deutsche verwerten ihre jüdischen Nachbarn. Dokumentation zur Arisierung".

Fortsetzung der Filmvorführung "Menschliches Versagen"

Der Film „Menschliches Versagen“ lief  vom 09. Mai bis 30. Juni 2009 dreimal täglich parallel zur Ausstellung "Deutsche verwerten ihre jüdischen Nachbarn“.

Ort:          Im Ausstellungspavillon direkt am „Denkmal für die
                ermordeten Juden Europas“.

Strasse:   Gertrud-Kolmar-Str./ Ecke Hannah-Arendt- Str.

Wann:      3 x täglich im Ausstellungszeitraum 09. Mai - 30. Juni 09
    

Am 14. Mai 2009 erhielt der Film auf dem Jewish Film Festival Berlin den erstmals verliehenen Preis für den "Besten deutschen Dokumentarfilm mit jüdischer Thematik".

Kurzinhalt des Films "Menschliches Versagen"

Von der "Enteignung " der Juden hatten alle anderen deutschen Bürger etwas. Es war nicht die "Gestapo", die in die jüdischen Wohnungen eindrang, um den gesamten Besitz zu beschlagnahmen, vom Bankkonto bis zum letzten Hemd. Es waren deutsche Finanzbeamte. Es entstand ein bizarrer Wettbewerb unter den Beamten, wie es zu organisieren sei, die Juden auszurauben, ehe sie verjagt oder ins Gas geschickt wurden. Großes ging an die Finanzbehörden, kleineres über Versteigerungen des nichtarischen Besitzes an die lieben Nachbarn. Die Akten darüber gingen verloren oder wurden vernichtet. Was davon übrig blieb, wurde verborgen. Eine Spurensuche.

 

Was sagt der Regisseur Michael Verhoeven über den Film?

Regisseur Michael Verhoeven über den Film

Was man beschönigend die "Arisierung" nennt, ist in Wahrheit einer der größten Raubzüge des 20. Jahrhunderts, begangen an einem Teil der eigenen Bevölkerung.

Es war nicht die "Gestapo", die in die jüdischen Wohnungen eindrang, um den gesamten Besitz zu beschlagnahmen vom Bankkonto bis zur Unterwäsche. Es waren deutsche Finanzbeamte.

Großes ging an die Finanzbehörden, Kleines über "Versteigerungen aus nicht-arischem Besitz" an die lieben Nachbarn.

Darum geht es in unserem Film.

Prof. Wolfgang Dreßen von der Universität Düsseldorf ist schon lange auf der Spur von Akten, in denen die genauen Einzelheiten der verschiedenen Enteignungsvorgänge beschrieben und belegt werden.

Weil die Enteignung teilweise in Gestalt von Steuern vorgenommen wurden, befinden sich die Unterlagen in den Steuerakten der enteigneten Personen.

Dieser Umstand hat es den Nachkriegsbehörden erleichtert, diese Enteignungs-akten unter Verschluss zu halten - unter Berufung auf das Steuergeheimnis.

Die Alliierten haben sich für die Steuerakten offenbar nicht interessiert.

Die Banken waren nicht aufgefordert, die Unterlagen aufzudecken.

Die Beweislast lag bei den Opfern.

Durch einen anonymen Hinweis konnte Prof. Dreßen ca. 2000 Akten in der Oberfinanzdirektion Düsseldorf dingfest machen. In einer Wanderausstellung (die man unter Tel. Nr. 0243-34924 abrufen kann), stellt er die wichtigsten Unterlagen dieser Akten aus.

Die Oberfinanzdirektion Köln hat vergeblich versucht, die Namen der Opfer in den ausgestellten Akten zu schwärzen.

In Amerika lebende Nachkommenen einer enteigneten und deportierten Familie haben nach der Veröffentlichung der Kölner Akten durch Prof. Dreßen erstmals das Schicksal dieser Opfer in Erfahrung gebracht.

Im Münchner Staatsarchiv (Leitung Dr. Bernhard Grau) ist erst ein Drittel der vor kurzem aufgetauchten Enteignungsakten "verzeichnet". Sie stellen für Historiker ein neues Forschungsbiet dar.

Wir haben jüdische Zeitzeugen ausfindig gemacht, die die Beraubung ihrer Familien als Kinder oder junge Erwachsene miterlebt haben. Heute sind sie alt und berichten von ihren Erfahrungen.

Die Betroffenen empfinden keinen Hass, sprechen nicht von "Schuld", nur von "Menschlichem Versagen".

Wissenschaftler wie der Historiker Götz Aly, der Historiker und Archivar Andreas Heusler und die Genealogin und Holocaust-Expertin Cornelia Muggenthaler geben den historischen Hintergrund.

Michael Verhoeven
Oktober 2008

(Inhalt: Auszug aus dem Presseheft Sentana Filmproduktion GmbH, München)